Sonntag, März 31, 2013

Das Ende der FDP



Wir machen uns Sorgen um Horst. Das Jobangebot der ARGE auf Zypern hat den Guten mehr geschafft, als er zugeben würde. Nach dem Ostereisuchen mit Frau und Sohn stiefele ich eine Etage höher.
Die Wohnung ist kaum wiederzuerkennen. Die Ecke mit Pfandflaschen, also die komplette Wohnung, ist aufgeräumt. Alles blitzt vor Sauberkeit und duftet nach Sagrotan mit Frühlingsduft.
Auf dem Wohnzimmertisch steht eine dampfende Kaffeetasse. Seltsam. Dann erschnuppere ich das Whiskyaroma. Gut, alles in Ordnung.

»Moin, Horst. Ich habe dir ein paar Eier mitgebracht. Sollst nicht leben wie ein Hund.«
»Für Eier habe ich keine Zeit. Ich befinde mich auf einer Mission.«
»Pardon?«
»Du hast richtig gehört. Ich brauche wirklich einen Job. Ich habe Stellenanzeigen gesichtet. Mein Entschluss steht fest: Ich werde Bundesvorsitzender der FDP.«

Ich werde ärgerlich. »Horst, man macht keine Witze auf Kosten der Schwächeren. FDP-Gags sind genauso unlustig wie die Ostfriesenscherze der 1980er. Warum mag Brüderle keine Brezeln? Weil er den Knoten nicht aufbekommt. Witzig ist anders. Man prügelt nicht auf jemanden ein, der schon mitten im Dreck liegt.«

Horst zündet sich eine Dunhill-Zigarette an.
»Es ist mein vollkommener Ernst. In der BILD stand, sie suchen einen Wirtschaftsexperten, wenn Rösler geschasst wird. Da bringe ich mich in Position. Als Rettungsanker.«
»Und, was verstehst du von Wirtschaft? Du kannst doch keine GmbH von einer AG unterscheiden.«
»Ich weiß nicht, warum ich mir dein dummes Gelaber immer anhöre, Bresser. Ich kenne Plümmecke, Treibhaus  und Charlies Eck besser als die Fussel in meinem Bauchnabel. Ich bin der niedersächsische Wirtschaftsexperte! Den Rösler habe ich noch in keiner Kneipe getroffen. Für einen Wirtschaftsminister ein Armutszeugnis.«

»Okay, du bist qualifiziert. Aber Politik ist ein dreckiges Geschäft. Versuche es doch mit etwas Seriöserem: Heiratsschwindler oder Bankräuber.«
»Alter, ist doch alles Taktik. Erst mache ich auf linientreuer Liberaler. Dann senke ich nur Branntwein- und Tabaksteuer, zwinge aber Konzerne, ihre Gewinne in Deutschland zu versteuern. Da helfen auch keine Leihstimmen der CDU, um die FDP über ein halbes Prozent zu hieven.«
»Aber dann wärst du wahrscheinlich wieder arbeitslos.«
Horst kippt sich Whiskey in die Kaffeetasse und überlegt.

»Stimmt. Aber dann könnte ich mir mehr Kippen und Bier von meiner Stütze leisten. Und hätte noch ein gutes Werk getan.«

Samstag, März 30, 2013

Jobs für Hartzer

Ich bringe heute Horst vom Kiosk eine BILD-Zeitung und Brötchen mit. Unser Nachbar ist nicht gut drauf. Das sehe ich sofort. Er trinkt vor dem Frühstück Rotwein. Ein Bruch in seiner täglichen Routine. Normalerweise genießt er zu dieser frühen Stunde nur Bier. Rotwein erst ab Mittag.

»Moin, Horst. Alles schön bei dir?«, frage ich besorgt.
»Nix ist schön. War am Donnerstag auf dem Amt. Das belastet mich bis heute. Die ARGE will mir wirklich einen Job vermitteln.«
»Mein lieber Horst. Böse Mitmenschen könnten behaupten, dass du dein Nickerchen auf der Tasche des Steuerzahlers hältst. Immer nur hartzen macht doch auch nicht glücklich. Was sollst du tun? Die Eilenriede harken, für Omis einkaufen oder Bücherbusse durch die Gegend fahren?«
Horst steckt sich gedankenverloren eine Rot Händle in den Mund.

»Das wäre ein Traum. Nee, ich soll in Zypern eine Bank leiten. Was für ein Mist.«
»Wie kommt die ARGE darauf? Hast du denn Ahnung von Bankgeschäften?«, frage ich erstaunt.
»Manchmal stellst du dich ganz schön dumm an, Bresser. Die Banker in Zypern doch auch nicht. Deshalb wollen die mich. Ich soll den wütenden Kunden erklären, warum ihre Konten leer sind. Das will keiner mehr machen. Und jetzt kommst du, Herr Schlaumeier.«
»Wirst du denn wenigstens gut bezahlt?«
Horst kippt seinen Wein hinunter und gießt sich nach.
»120.000 netto im Monat, Dienstwagen mit Fahrer, großzügige Abfindung am Ende meiner Amtszeit.«
»Vielleicht solltest du den Job annehmen«, überlege ich. »Besser eine schlechte als gar keine Arbeit, oder? Außerdem würdest du dem Staat nicht mehr auf der Tasche liegen.«
»Du Spießer verstehst noch nicht mal die Grundschulmathematik. Hier koste ich dem Staat 800 Tacken im Monat, auf Zypern mehr als eine Million im Jahr. Wo bin ich der größere Schmarotzer?«

»Hat was für sich. Also willst du hier bleiben«, stelle ich fest.
»Eine meiner Lebensmaximen lautet: Lieber ein kleines als ein großes Arschloch. Doch wie verkaufe ich das dem Amt?«

Freitag, März 29, 2013

Das Wunder von Karfreitag

Ich treffe heute Horst im Treppenhaus. Er kriecht hinter einem der Springbrunnen auf dem Boden.
„Moin, Horst. Was machst du da?“, frage ich erstaunt.
„Ich suche Eier. Wenn du aufgepasst hättest, wäre dir aufgefallen, dass heute Ostern gefeiert wird. Da versteckt ein Hase Eier. Stand in der Zeitung.“
„Aber erst am Ostersonntag, nicht am Karfreitag. Außerdem verstecken die Eltern Eier für ihre Kinder. Es gibt keinen Hasen für Erwachsene. Das ist die Realität, Horst.“
Horst steht auf und steckt sich eine Rot Händle an. Dann rülpst er und vernebelt mit seinem Bieratem das Treppenhaus.
„Jetzt wirst du wirklich komisch, Bresser. Lass die Finger vom Fusel. Ich würde mir an deiner Stelle, ernsthaft Gedanken über deine trostlose Realität machen.“

Bevor er in seine Wohnung schlurft, drückt er mir ein bunt bemaltes Osterei in die Hand und zwinkert mir zu.

Donnerstag, März 28, 2013

Mein Nachbar Horst braucht professionelle Hilfe

Unser Nachbar Horst erzählt mir gerade, dass seine Mutter ihm geraten hat, einen Psychiater aufzusuchen.


Ich blicke auf die 20 leeren Bierflaschen vom gestrigen Abend und frage „Warum denn?“

Horst sagt „Kein Job, keine Freunde, keine Beziehung. Sie denkt, alleine komme ich aus dem Teufelskreis nicht mehr raus.“

„Und, was willst du tun?“

Horst steckt sich eine neue Rot Händle an der noch glimmenden Kippe an. „Ich war bei Dr. Rautenberg.“

„Und was hat er gesagt? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“

„Kein Ding. Meine Mutter hat am Mittwoch eine Sitzung. Ich hoffe, danach hat sie keine Probleme mehr mit mir.“

Mittwoch, März 27, 2013

Altersgefühle

Unser Nachbar Horst sagt: "Du bist immer so alt, wie du dich fühlst."
Ich frage ihn "Und wie alt fühlst du dich?"
Er leert seine Bierdose. "Wenn ich morgens aufwache. fühle ich bis Mittag gar nichts. Dann ist es Zeit, sich wieder hinzulegen."

Dienstag, März 26, 2013

Steuererklärung

Ich habe beim Finanzministerium einen Vereinfachungsvorschlag für die Steuererklärung eingereicht:

Einfach eine Rücksendeadresse auf unsere Geldscheine drucken.

Herr Schäuble soll begeistert sein. Hätte von ihm kommen können.

Montag, März 25, 2013

Ostergeschenke





Die perfekten Ostergeschenke. Okay, die Schokolade kannst du weglassen.

Nutzen des Klimawandels

Und täglich grüßt das Murmeltier. Eisige Temperaturen im Norden.


Unser Nachbar Horst hat sein Schäferhündchen mit Pelzmantel, 96-Mütze und Puschel für den Schweif ausgestattet und dreht eine Runde durch den Stadtwald. Er selber trägt Jogginghose und Muscleshirt. Etwas luftig für gefühlte -20 Grad. Um den Hals baumelt ein herzförmiges Blinkie mit der Aufschrift „in the mood for love“. Immerhin dürfte die Konkurrenz momentan gering sein. #Weidmannsheil Arctic Lover No. 1

Sonntag, März 24, 2013

Klimawandel

Ein eiskalter Wind weht in Norddeutschland. Unser Nachbar steht auf dem Balkon und sprüht sein Deo in den Himmel, um die Erderwärmung zu beschleunigen.

Donnerstag, März 14, 2013

Liebe ärgert sich nicht - oder so

Gespräch beim Abendessen:


Michael (im Scherz): Niemand hat mich lieb.

Marten: Ich liebe dich schon sehr.

Michael: Echt?

Marten: Klar, niemand kann man so gut wie dich beim "Mensch-ärgere-dich-nicht" rausschmeißen.

Für Freunde meiner Familiengeschichten habe ich übrigens vielleicht in naher Zukunft gute Nachrichten. Ich jedenfalls drehe "The warrior's code" ganz laut und feiere diesen Tag mit einer Tasse grünen Tee.

Montag, März 11, 2013

Das Gold liegt auf der Schiene

Gespräch mit Marten über die Arbeitswelt.

Marten: In ein paar Jahren habe ich mein eigenes U-Bahn-Netz. Da könntest du dann für mich arbeiten.
Michael: Prima. Was für Jobs gibt es denn bei Dir?
Marten: Ich könnte mir gut vorstellen, dass du in der U-Bahn-Technik arbeitest.
Michael: Och, nö. Technik ist nicht so mein Ding. Hast du nichts für Schriftsteller?
Marten: Du könntest Bahn fahren. Wäre das nichts für dich?
Michael: Wieviel verdiene ich denn da?
Marten: Super, ich bezahle meine Leute gut. 200 €, später 220.
Michael: Im Monat?????
Marten: Ja, klasse, oder.
Michael: Davon könnte ich noch nicht mal die Miete zahlen.
Marten: Okay, ich habe mich vertan. Pro Stunde.
Michael: Das ist ja super. Wieviel muss ich denn arbeiten?
Marten: Bei uns arbeiten die Leute 23 Stunden.
Michael: In der Woche. Ist ja nicht viel. Aber bei dem Stundenlohn. Klar.
Marten: Am Tag.
Michael: Ich muss 23 Stunden am Tag arbeiten? Da würde ich dich und Steffi ja gar nicht mehr sehen.
Marten: Ich fahre doch auch. Da siehst du mich, wenn ich in meiner Bahn an dir vorbeibrause.
Michael: Und Steffi?
Marten: Du darfst immer einen Besucher mitnehmen. Die fährt einfach mit.

Wenn ich mich hier rar mache, fahre ich für Martens "Hannover Underground". Nur zur Info.

Blog-Archiv