Sonntag, April 08, 2012

Joachim Seidel: Erdbeerschorsch - Ein rasanter Roman für Junggebliebene

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Joachim Seidel hat wieder die Schreibmaschine auf Anschlag gedreht und den Nachfolgeroman von Himbeertoni in die Tasten gerockt. Magisch wie Muff Potter, rotzig wie die Ramones, mitreißend wie Motörhead.

Alt-Punk Anton Hornig befindet sich nach der Geburt seiner Zwillinge auf dem Weg in ein geordnetes Leben zwischen Babysitten, Ikea und Familienurlaub. Als er seine Beziehung mit der Mutter seiner Kinder Ada festigen will und ihr einen Heiratsantrag macht, erlebt er eine unangenehme Überraschung: Sie kann ihn nicht heiraten. Als Begründung schlägt ihm nur vielsagendes Schweigen entgegen.

Diese Absage trifft Toni ins Mark und setzt eine Reihe skurriler Ereignisse in Gang, die Himbeertonis Leben durcheinanderwirbeln. Missglückter Sylt-Urlaub, Verkauf seiner heißgeliebten Barmbecker Butze durch eine Immobiliengesellschaft, Abschiebung seines Freundes Radulesco in den Kosovo, Wasserschaden am Haus und sein alter Bandkollege Papa Punk, der sich jetzt Erdbeer-Schorsch nennt, taucht wieder auf. Und der hat einen Haufen unbezahlter Rechnungen offen, die er bei Toni und seinen Freunden einfordert. Toni stellt sich den Herausforderungen mit viel Chuzpe und unkonventionellen Lösungen. Gegen Ende erfährt er auch, warum ihn Ada nicht heiraten will. Nimmt Tonis Geschichte doch ein Happy-End?

In diesem kunterbunten Buch voll herrlicher Situationskomik jagt ein Lacher den nächsten. Stilgerecht genießt Mensch diesen erfrischenden Roman mit einer Knolle Astra am Elbufer und lässt „Summer in the city“ aus dem Ghettoblaster dröhnen. Das Buch macht aber auch ohne diese Accessoires jede Menge Spaß. Ich freue mich auf Joachim Seidels nächsten Roman. Keep the spirit alive.

Sonntag, April 01, 2012

Westfälisch by nature

Moin,

Dieter Nannen chattete mich an. Er quatscht im Netz unter dem Pseudonym Schnappatmung. Mensch kann sich sein Leben auch selber schwer machen.

DN: Was macht mein Autor eigentlich? Schon lange nichts mehr von Dir gehört. :-(
MB: Arbeiten, was sonst. Die letzten Ergüsse über Dein Leben liegen bei unserem Agenten.
DN: Agent? Ich glaube, Du bist ein fauler Sack. Meine Vita ist so interessant, dass euch die Verlage die Skripte aus den Händen reißen müssten.
MB: Fauler Sack ist ein wenig hat. Okay, ein wenig faul. Aber bisher wollte kein Verleger deine letzten beiden Abenteuer. Kann ich auch nicht verstehen. :-( Aber vielleicht solltest du ein Bühnenprogramm wie Mario Barth auf die Beine stellen. Das verkauft sich besser als Bücher. blol
DN: Was heißt blol?
MB: Bitter laugh out loud, habe ich selber kreiert.
DN: Keine Lust, schließlich habe ich einen vernünftigen Beruf. Im Gegensatz zu Dir. Du solltest wenigestens Dich mehr in sozialen Netzwerken tummeln. Facebook, Blog, Twitter und dieser Kram. Das haben sie mir auf einer Marketingveranstaltung der IHK Dülmen verraten.
MB: Mach ich doch, habe nur wenig Zeit.
DN: Laber nicht, das sind doch alles Ausreden. Schreib doch mal was Privates über Dich. Das wollen die Leute lesen, um mit Dir eine Verbindung auszubauen.
MB: Privates? Glaube ich nicht, Autoren führen ein selten langweiliges Leben.
DN: Bettina Wulff schreibt Ihre Memoiren, das wird ein Millionenprojekt. Orientier Dich an den Erfolgreichen, mein schmaler Freund.
MB: Maschi und Groenewald laden mich nicht ein. Hab' also nichts zu berichten.
DN: Du lebst doch jetzt in Hannover, oder. Wenn du dich etwas clever anstellst, ergibt sich was. Du solltest mehr unter die Leute gehen.
MB: Du, mein Facebook-Akku ist bald leer. Hast du noch was Wichtiges?
DN: Und privat?
MB: Gestern hatte ich Ausgang. War beim Halbfinale der UBC-Tigers gegen Vechta, Basketball 3. Liga.
DN: Mit Deinem Sohn?
MB: Nee, der hat sich gefreut, dass er sich mit meiner Frau ohne mich einen "gemütlichen Abend" machen durfte.
DN: Wie ist der denn drauf? Ich hätte meinen Alten auf Knien angefleht, mitkommen zu dürfen.
MB: Er wächst in Norddeutschland auf, die sind anders drauf als wir Westfalen. Er hat sich ein Video vom Titanic-Untergang angesehen und eine Flasche Mezzo-Mix getrunken. Die haben es hier lieber entspannt. Und ich muss sagen, das hat was für sich. Aber zum Fußballschauen in die Kneipe kommt er doch mit.
DN: Ist er 96-Fan?
MB: Da bringen wir ihn noch hin. RWE wird hier leider nicht gezeigt. Momentan freut er sich auf Currywurst mit Pommes und Malzbier.
DN: Kinder, die Currywurst mögen, werden brauchbare Erwachsene. Die kommt schließlich aus dem Pott.
MB: Aus Berlin, oder.
DN: Legenbildung. Die beste Currywurst der Welt gibt es in Wattenscheid beim Profi-Grill. Egal, woher die Phosphatschläuche kommen: Einmal Westfale, immer Westfale. :-)
MB: Genug geschnackt. Mein neuer Roman wartet auf mich.

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